Dienstag, 19. Oktober 2010

Akihabara, Asakusa und Kaiserpalast

Ein Mekka für elektronische Geräte jeder Art ist Akihabara. Der Stadtteil liegt nur etwa zwei Stationen mit der Metro von meinem Hotel entfernt. Kaum dort angekommen, sah ich auch schon die Flut von Reklametafeln an den Häusern, hier und da eine Videoleinwand. Gleich neben der Metrostation liegt das riesiges Einkaufszentrum Yodobashi-Akiba, da wollte ich rein. Am Eingang stutzte ich, denn eine nette Fraunstimme preist die Vielfalt des Hauses auf Deutsch! Kaum drinnen sah ich auch schon die neusten Handymodelle, schön nebeneinander aufgereit und auch das ipad hat seinen Weg nach Japan gefunden. Überall war Musik zu hören, diverse Lautsprecherstimmen machten Werbung für was auch immer (nahm ich mal an, ist ja hier nicht anders als in Deutschland).

Das Gebäude hatte mehrere Stockwerke, die alle eigene Abteilungen haben: es gibt eine Etage mit Computern und sowie Spielen für alle Konsolen, eine Musikabteilung, Haushaltsgeräte, Bücher und Mangas und sonstigen Kleinkram. Die Etage mit den Computern und Spielen hatte es mir am meisten angetan, dafür war diese aber auch mit am lautesten. Von überall her konkurrierten Videos, Musik und Stimmen um die Gunst des Besuchers. Ich persönlich würde aufgrund des Lärms hier irgendwann Amok laufen, aber die nett dreinschaunden Angestellten haben hier immer ein Lächeln auf den Lippen und scheinen sich sehr zu bemühen - und der Lärm machte ihnen wohl gar nix aus. In der gleichen Etage habe ich etwas interessantes entdeckt. Neben den Videospielen haben die Japaner wohl auch eine Leidenschaft für Figuren jeder Art, seien sie aus einem Videospiel, Manga, Anime oder sonstigen TV-Sendungen. Manche dieser Figuren, meist die weibliche, würde ich wegen von Pose und Kleidung eher in einen Erwachsenenladen stecken, aber naja, das hier ist Japan ;). Ich habe viele Schüler gesehen, und das schon so früh morgens. Garantiert alles Schulschwänzer. Ich habe hier nicht nur Schüler durch die Vielzahl der Figuren störbern sehen, auch Männer mit ergrauten Haar und jenseits der 50, die scheinbar voll Freude sich nach Spielsachen umgesehen haben (ob für sich oder Enkel, kann ich nicht sagen, hab mich nicht getraut nachzufragen).

Ich habe mir fast jede Etage angeschaut, ausser die mit den Waschmaschinen und dergleichen, weil eine Waschmaschine oder ein Trockner oder gar ein Kühlschrank mit das Letzte wäre, was ich mir als Mitbringsel aus Japan leisten würde (obwohl ich schon gerne mal die Augen der deutschen Zollbeamten sehen würde, wenn ich da mit einem Handkarren samit Waschmaschine durch den Zoll gerollt käme).

Akihabara erstreckt sich über mehrere Strassenblocks, und je später es wird desto mehr Menschen sehe ich auch auf den Strassen. Ein paar kleinere Läden schaute ich mir auch an, meist sind es Comic-Shops. Ausser den meist englischen Titeln und den Bildern kann ich aber rein gar nix verstehen. Allerdings kann ich dem Drang etwas zu kaufen widerstehen, denn mein Japanisch ist grottenschlecht. Es reicht noch nicht mal für ein "Was guckst du?".

Gleich nach Akihabara ging es nach Asakusa, einem älteren Stadtviertel. Dort gibt es das Wahrzeichen der Asahi Breweries, LTD, das die Form eines Bierkruges hat. Das Gebäude selbst hat mehrere Restaurants, die ich aber links liegen gelassen habe und mich zur Nakamise-Einkaufsstrasse begab. Kaum dort angekommen sah ich zum ersten Mal Touristen (erkennt man ganz einfach an den Kameras und den Stadtplänen in der Hand). Irgendwie hatte der Anblick von Nicht-Asieten schon etwas heimisches - obwohl ich Deutschland gar nicht vermisst habe. Die Einkaufsstrasse beherbergte allen möglichen Krimskrams und auch einige japanische Leckerbissen (die ich hier auch mal probiert habe, hauptsächlich süsses, warmes Zeugs). Nach 250 Metern (Pi mal Daumen) stand man dann vor dem Sensoji-Tempel, dem ältesten Tempel der Stadt. Es roch hier nach Weihrauch (oder sowas ähnlichem), aus einem Brunnen trinken die Leute gereinigtes Wasser, stecken Räucherstäbchen an, umwedeln sich mit dem Rauch und gingen in dem Tempel um zu beten. Ausser der Tempel-Anlage habe ich mir dann noch ein paar Straßenblocks angeschaut, und das eine oder andere alte Gebäude entdeckt. Sehr interessant, wie hier mehrere Baustiele miteinander harmonieren.

Als ich dann zürückgefahren und in der Nähe des Tokyör Hauptbahnhofes Tokyo Station ausgesteigen bin um zum Kaiserpalast zu gelangen (in Tokyo zu sein, ohne den Kaiserpalast zu sehen geht ja wohl gar nicht), merkte ich wie früh es hier dunkel wird (zumindest um diese Jahreszeit). Ab 16 Uhr fängt die Sonne an unterzugehen. Dafür ist das Wetter aber klasse, zwischen 18 und 22 Grad, selbst abends konnte man mit einem T-Shirt noch ausgehen. Wie dem auch sei, die ehemalige Burg Edo, die jetzt der Kaiserpalast ist, erreiche ich nach etwa 15 Minuten. Leider darf man nicht in den Palast, sondern kann sich nur die Palastmauer sowie die Nijubashi-Brücke anschauen. Als ich da war, sorgten mehrere Platzwächter dafür, dass die Leute in dem davor liegenden Park sich strickt an die Absperrungen hielten. Kurze Zeit später wusste ich auch, warum. Der Haupteingang des Kaiserpalastes wurde geöffnet und ein berittener Trupp sowie zwei alt aussehende, aber sehr prunkvoll geschmückte Pferdekutschen fuhren an mir vorbei. Ein Mann mit weissen Handschuhen in der besser geschmückten der beiden Kutschen winkte in meine Richtung und die neben mir stehenden Schülerinnen plappern ganz aufgeregt und sind sichtlich erfreut darüber. Wenn das mal nicht der alte Kaiser gewesen ist...Mit Polizeiaufgebot wurden die Reiter und Kutschen in Richtung Stadt begleitet, und ich machte mich so langsam auf den Rückweg zu meinem Hotel, denn mittlerweile war es Dunkel geworden.


In der Nähe meines Hotels war dann auch noch ein Markt, da wurden Straßen abgesperrt und es gab hunderte von kleinen Essständen. Genau das Richtige, denn ich hatte Hunger und schliesslich war es ja auch Zeit für ein Abendessen. Was genau ich esse weiss ich nicht, auf jeden Fall für ungefähr 5 Euro ist die Portion recht ordentlich, zumindest kann ich das Spiegelei darauf als solches identifizieren, es schmeckte auch und machte echt satt.

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